Themenwoche Vorsorge & Trennung - Ein Gastbeitrag von Henriette Frädrich
„Jetzt bin ich auch so eine. Ich habe einen Ex-Mann. Willkommen, liebe Henriette, im Scheidungsclub. Seit dem 27.02.20 bin ich geschieden. Ich bin jetzt eine Ex-Frau. Eine geschiedene “MILF” mit Kind. Auweia! Ich knalle mir selbst die Fail-Etiketten einer Gesellschaft drauf, die noch immer meint, dass das ganz schön bad ist.
Habe ich verloren? Versagt? Nein. Überhaupt nicht. Denn den Mut gehabt zu haben, diesen Weg zu gehen, mich dafür zu entscheiden, meinem Herz(en) zu folgen und darauf zu vertrauen, dass alles irgendwie doch und trotzdem gut ist und wird, ließ mich die letzten Jahre wachsen. In mich selbst hinein.
Unsere formale Scheidung hat keine 5 Minuten gedauert, wir haben dabei gekichert, aber waren uns der Tragweite des Ganzen gleichzeitig auch voll bewusst. Keine Tränen. Eher Staunen. Natürlich ist das skurril, da sitzt man in diesem kleinen Sitzungssaal, eine Richterin in Robe vollzieht die ganzen Formalitäten (ach was, man spricht das also alles in ein Diktiergerät für´s Protokoll, ist ja interessant, wusste ich nicht) und schwupp, geschieden. Und im Kopf hämmert es: Krass, Alter, du wirst gerade geschieden. Du bist gerade mitten in einem Setting, von dem du immer dachtest, dass du da nie drin stecken wirst. Du bist im falschen Film! Und doch im völlig richtigen. Nämlich in deinem Film. Dessen Drehbuch du genau so geschrieben hast. Eine Scheidung ist wie eine Geburt. So normal, so alltäglich. So überall auf der Welt in jedem Moment. Und doch für jeden einzelnen so krass und unbegreiflich. Und dann gehst du da raus, die Welt ist die selbe und doch nicht mehr gleich. Wir gehen danach Kaffeetrinken und teilen uns rumalbernd ein zuckriges Puddinghörnchen. Quatschen mit unserer Anwältin, die uns beide vertreten & begleitet hat. Einvernehmlich. Gäbe es keine Anwaltspflicht, wir hätten alles auch ohne Anwalt regeln können. Fahren zusammen nach Hause, denn unsere Adresse ist noch immer dieselbe, zwei Wohnungen im selben Haus. Schauen uns an und fragen uns gegenseitig: Bist du okay? Ja, wir sind okay.“
Lest unbedingt, wie es weitergeht: www.henriette-fraedrich.com
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